Projekt Beschreibung

Deepsong (Rouge Gorge)

LaurelSonntag, 9. Februar 2020 um 14:00 Uhr
Robert-Bosch-Saal, vhs Stuttgart

Dokumentarfilm Frankreich/Kanada 2019, Regie: Marie Pascale Dube, 89 Min, FSK keine Angabe, Sprache: Französisch, englisch untertitelt

Marie-Pascale begann bereits als Kind, ihrer Stimme raue Töne hervorzulocken. Als junge Erwachsene entdeckt sie den Katajjaq – den Kehlkopfgesang der Inuit – und erlernt mit Hilfe der Inuk Charlotte Qamaniq diese besondere Gesangstechnik. Sie lauscht den Geschichten der Inuit und nimmt dabei Teile ihrer eigenen, persönlichen Geschichte wahr.

 

Deep Song

Deep Song

Hintergrundinformationen – Deutsche Version

Die Inuit

Die Inuit sind die indigenen Völker von Nord-Kanada. Dort leben sie in der Polarregion, die von Alaska bis nach Grönland reicht. Der Kehlkopfgesang der Inuit, wird hauptsächlich in der Nunavut-Region—eine der drei Polarterritorien Kanadas (die anderen zwei Regionen sind Yukon und Nordwest Territories)—in Nord-Quebec und auf den Baffin-Inseln praktiziert.

Kehlkopfgesang

Im Norden Quebecs wird der Kehlkopfgesang „katajjaq“ (Plural: katajjait) genannt. Der Begriff wird ursprünglich von dem Wort „katak“ abgeleitet, das „Eingang“ bedeutet, und das Verb katakpoq bedeutet „etwas fallenlassen“. Der Kehlkopfgesang kann im Prinzip von jeder Person praktiziert werden, die physisch in der Lage dazu ist, praktisch tun dies jedoch v.a. Frauen und teils auch Kinder.

Die Technik des Singens basiert auf kurzem, scharfem und rhythmischem Ein- und Ausatmen. Gelegenheiten für die Praktizierung von katajjaq boten sich traditionell bei der Feier nach einer erfolgreichen Jagd, als Willkommensgruß bei der Ankunft von Besuchern aus anderen Siedlungen und Dörfern, aber auch als Zeitvertreib oder während der Arbeit, zum Beispiel bei der Herstellung von Leder. Neben der Freude am Gesang, wurde er auch in Form von spielerischen Duellen und freundschaftlichen Wettbewerben praktiziert. Die Sänger*innen wurden für ihr Können bewundert und der Ruhm besonders versierter Kehlkopfsänger*innen ging auf deren Dörfer und Gemeinschaften über.

Während des spielerischen Kehlkopfgesangs stehen meist zwei Frauen einander gegenüber, sie halten sich gegenseitig an den Armen, und eine der beiden fängt an zu singen. Die erste Sängerin legt ein rhythmisches Muster fest und lässt zwischen den Wiederholungen kleine Pausen, die die zweite Sängerin mit einem anderen rhythmischen Muster füllt. Daraus entsteht ein fröhlich-freundschaftlicher Wettbewerb, in dem die Person, der als erster von beiden die Luft ausgeht, oder die Person, die als erste lacht, verliert.

Bedeutung(en) des Kehlkopfgesangs

Katajjaq hat auch eine spirituelle Bedeutungsdimension. Während die Männer jagen waren, sangen die Inuit Frauen nicht nur, um sich die Zeit zu vertreiben, sondern man glaubte auch, dass sie dadurch Einfluss sowohl auf die Tierwelt als auch auf die Elemente der Natur nehmen konnten. Die Jagd war in der traditionellen Gesellschaft der Inuit von größter Bedeutung und man glaubte, dass der Gesang der Frauen durch seine Einflussnahme zum Überleben der Männer beitrug. Dadurch waren die Frauen den Männern gleichgestellt.

Heutzutage stehen diese religiösen Aspekte, insbesondere bei der jüngeren Generation, nicht mehr im Vordergrund. Der Kehlkopfgesang war vor rund 100 Jahren von der Kirche verboten worden, denn die Geistlichen betrachteten den Kehlkopfgesang als „unfein“, „unangemessen“ oder als „die Stimme des Teufels“. Das Verbot wurde in den 1980er Jahren jedoch wieder aufgehoben. Seit kurzem erlebt der Kehlkopfgesang einen Aufschwung, besonders unter den Jüngeren. Sie glauben, dass sie durch das Erlernen des katajjaq von den Stammesältesten mit den alten Traditionen und der Kraft der Inuit, mit ihren Vorfahren und mit dem Land in Verbindung treten. Mittlerweile hat sich der Kehlfkopfgesang zum identitätsstiftenden Kulturgut der Inuit entwickelt, auf das sie stolz sind.

(Tugrul Dönmez, Student der Universität Tübingen)

Background Information – English Version

Inuit

The Inuit are the indigenous peoples of northern Canada. They live mostly in the polar region of northern Canada,stretching fron Alaska to Greenland. Inuit throat-singing is practiced mainly in the regions of Nunavut—one of Canada’s three polar territories (the other two being the Yukon and Northwest Territories)—as well as Northern Quebec and Baffin Island.

Throat Singing

In Northern Quebec,the generic term for throat singing is katajjaq (plural: katajjait), which is derived from the term, a katak is a „doorway entrance,“ while the verb form, katakpoq, means “dropping something.“ While in general the performance of a katajjaq may include anyone who is physically able to play the game, in practice, it seems that the performance is mostly an activity of women and some children.

The technique in throat singing relies on short, sharp, rhythmic inhalations and exhalations of breath. As a form of recreation, occasions for katajjaq performance include the celebration of a successful hunt or the arrival of visitors from another camp or village. Also, women entertain themselves and children, using the game as a general pastime or playing it while engaged in work sessions such as preparing skins. Apart from the enjoyment provided by this form of musical practice, katajjaq is also a friendly type of duel or competition. Performers gain local admiration for their skill, and camps or villages receive regional prestige for the ability of their throat singers.

During the game, two women face each other, usually holding arms, and one begins to sing. The first singer lays down a rhythmic pattern, leaving bits of silence between the repetititon of the pattern. The other singer then fills these in with a different pattern. In a fun lighthearted competition, whoever runs out of breath or laughs first loses.

Meaning(s) of throat-singing

Throat-singing also has spiritual connotations. It is believed that while the husbands were away hunting, the women performed these games not only in order to have fun and to enjoy themselves, but also in order to exert some influence on the spirits of the birds, the sea mammals, the wind, the water, and the ancestors. Hunting was of paramount importance in the traditional Inuit society. By using throat-games as a way of influencing animals and elements of nature, women have been participating on equal footing with men in the survival of the community. This way, female throat-singing is a kind of survival music.

These religious overtones are no longer in the foreground of this practice, especially with the younger generations. This is mainly because 100 years ago throat-singing was banned by the church. The clergy viewed it either as “rude,” “inappropriate,” or “the devil’s voice”. However, the ban was lifted in the 1980s. Recently, it has been experiencing a revival, especially among young people who believe that learning it from their elders connects them with Inuit strength and tradition, the land, and their ancestors. It has by now evolved into a source of pride and identity for the Inuit people.

(Tugrul Dönmez, student of the University of Tübingen)