Projekt Beschreibung

Teweikan Revived: Spotlight on First Nations Music

Sonntag, 9. Februar 2020 um 11:00 Uhr
Robert-Bosch-Saal, vhs Stuttgart

Musikdokumentation Kanada 2018, Regie: Kim O` Bomsawin, 53 Min, FSK keine Angabe, Sprache: Französisch mit englischen Untertiteln

Drei indigene Musiker*innen aus Kanada geben Einblicke in die Hintergründe ihrer Musik und erzählen von ihren Hoffnungen. Ob Hip-Hop, Folk, Elektro oder Reggae-Klänge, die traditionelle Trommel teweikan verbindet sie und strebt danach, Brücken zu schlagen – zwischen Generationen, Orten, Lebenden und Toten sowie zwischen den Eroberten und den Widerständigen.

Trailer unter:
https://fr-ca.facebook.com/iciradiocanadatele/videos/1966133710093061

Hintergrundinformationen – Deutsche Version

Musikalischer Widerstand

Teweikan Revived hebt die Notwendigkeit der erneuten Belebung von traditionellen Aspekten verschiedener indigener Kulturen hervor, so wie die der Métis, Cree und Innu Nationen. Mit der Zeit erfuhren diese Aspekte—wie zum Beispiel der Teweikan, ein Schlaginstrument—eine Wiederbelebung im Widerstand gegen die Unterdrückung dieser Kulturen durch Gesetze, die die systematische Unterdrückung und ‚Assimilation‘ von indigenen Menschen ermöglichten.
Diese Nutzung von Musik als Mittel zur Befreiung reicht weit zurück: Die Kolonisierung indigener Stämme war schon im Jahre 1697 im Gang, als Jesuitenmissionare auf dem amerikanischen Kontinent ankamen und zum Beispiel in Baja California 17 Missionsstationen errichteten. Als sie der einheimischen Bevölkerung begegneten, zwangen die Missionare sie, zur Assimilation, indem sie ihnen die Mittel ihrer Kulturpraktiken entzogen. Hierzu gehören auch Musikinstrumente wie der Teweikan.

Trotz dieser Unterdrückung nutzten indigene Menschen Musik als Mittel des Widerstands und als Gegenmaßnahme zur Kolonisierung durch Europäer. Als ihnen der Teweikan genommen wurde, ersetzten sie ihn durch andere Instrumente, die von den Jesuiten als ‚Europäischer‘ betrachtet wurden. Allerdings brachten viele indigene Stämme weiterhin ihre Kulturen mit den neuen Instrumenten zum Ausdruck und leisteten daher mit den Mitteln der Unterdrücker Widerstand, um letztendlich ihre Kulturen zu bewahren und der Kolonisierung entgegenzuwirken.

Indigene Musik heute

Auch im 21. Jahrhundert erfahren indigene Musik und traditionelle Methoden eine erneute Belebung und werden politisch verwendet, indem sie Hörer auf Probleme aufmerksam machen, die für indigene Menschen von großer Bedeutung sind, wie zum Beispiel Umweltschutz und Souveränität. Mittels Elektromusik, Rap oder Reggae werden traditionelle indigene Elemente und Instrumente auf eine moderne Weise verwendet. Diese flexiblen Ausdrucksweisen der jeweiligen Kulturen zeigen, dass sich indigene Musik fortwährend erneuert.

In diesem Zusammenhang ist zum Beispiel auch ‚indigener Reggae‘ genauso authentisch wie ältere Formen musikalischen Ausdrucks. Heutzutage werden ‚nicht indigen‘ erscheinende Techniken der Musikproduktion verwendet—etwa DJ-Equipment und ‚Mixing‘— und in ihrer Aufführung z.B. mit Tänzen in traditioneller ‚Regalia‘ (Tracht oder Ornat) kombiniert. Diese modernen Darbietungsformen traditioneller Musik sind daher genauso authentisch wie ältere Formen. Indigene Musik wird von Musikern letztendlich nicht nur verwendet, um eine spirituelle Verbindung zum Land und zu sich selbst herzustellen, sondern sie dient auch als Widerstandshandlung gegen kulturelle Unterdrückung.

Teweikan Revived hebt hervor, dass indigene Musik eine Ausdrucksform kultureller Eigenständigkeit ist: Der Teweikan steht hierbei nicht nur für ein kulturelles und spirituelles Überleben, sondern wird auch zu einem Symbol des Widerstands und zu einem Mittel der Dekolonisation.

(Fatih Kesen, Student der Universität Tübingen)

Background Information – English Version

Resistance through Music

Teweikan Revived addresses the need to revive traditional aspects of different indigenous cultures such as the Métis, Cree and Innu nations. Over time, these aspects—like the use of the teweikan in music, a drum instrument—are revived to resist the systematic suppression of these cultures by the United States through their assimilation policies.

The employment of music as a means of liberation has a long history among indigenous tribes: The colonisation of native tribes was already ongoing in 1697, when Jesuit missionaries arrived in America and established a series of 17 missions in Baja California, for example. When confronted with the local population, the missionaries forced them to ‘assimilate’ by, for instance, taking away their methods of practising their cultures, such as their musical instruments.

Despite this suppression, music was still used by indigenous people as an important way of resisting and countering the colonisation by the Europeans. When the teweikan was taken away from them, it was replaced by ‘more European’ instruments. Many indigenous tribes, however, continued to express their cultures using the new instruments they were given; in other words, they used the ‘master’s tools’ to preserve their cultures and resist colonisation.

Indigenous Music today

Even now in the 21st century, indigenous music and traditional methods have experienced a revival and are sometimes used as forms of activism, calling on listeners to take action for indigenous issues, like environmental protection and sovereignty. Through electro music, rap or even reggae, traditional indigenous elements and instruments are used in a contemporary way. This “dynamism of tradition” shows that, in indigenous music, innovation and renewal are ongoing processes.

In this context, a ‘native form of reggae,’ for example, is just as authentic as ‘older’ ways of cultural expression through music: seemingly ‘un-indigenous’ techniques of producing music—like DJ devices and mixing—are combined with performances in full regalia or traditional clothing. This shows that these contemporary forms of presenting traditional music are just as authentic as older forms. Therefore, indigenous music—back then and today—is used by musicians not just to experience a spiritual connection to the land and to themselves, but also functions as a direct act of resistance to cultural suppression.
Overall, Teweikan Revived highlights that the music it shows is a form of establishing cultural sovereignty: The teweikan stands not just for cultural and spiritual survival, but also becomes a symbol of resistance and a way of achieving decolonisation.

(Fatih Kesen, student at the University of Tübingen)